Im Fokus ... Fortsetzung

Logo "Im Fokus""Im Fokus" (Stand Januar 2010)
 

Das Foto zeigt einen Blick auf die Bevertalsperre mit SegelbootenDie Zahl der Beschäftigungsmöglichkeiten ist seit 1987 um 8 Prozent gestiegen – ein Wert, der dem Kreis im Vergleich mit den Stadt- und Landkreisen der alten Bundesrepublik eine Spitzenposition beschert. Ursache dafür ist vor allem die hohe Standortgunst der Region: Oberberg schneidet in fast jedem Wirtschaftszweig günstiger ab als die Volkswirtschaft insgesamt.

Dabei sind es weder die großen noch die kleinen Unternehmen, die das Erscheinungsbild der oberbergischen Wirtschaft prägen, sondern die mittleren Betriebe mit 100 bis 500 Beschäftigten.Elektrotechnik, Maschinen- und Fahrzeugbau, Eisen- und Metallerzeugung, Stahlindustrie und Kunststoff verarbeitende Firmen sind stark vertreten.

Häufig gründen größere Unternehmen Filialbetriebe innerhalb der Kreisgrenzen, was die Tendenz zu einem weitgehend eigenbestimmten wirtschaftlichen Entwicklungsprozess verstärkt.

Das heißt allerdings nicht, dass die regionale Wirtschaft im eigenen Saft schmort. Der Export spielt wie bei der deutschen Industrie insgesamt eine entscheidende Rolle und neuen Entwicklungen und Technologien gegenüber zeigten sich die Unternehmen im Kreis schon früh aufgeschlossen.

Das Foto zeigt eine Oberbergische Landschaft bei der Ortschaft Grunewald (Gemeinde Marienheide)Beispielsweise bot schon 1984 die IHK in Gummersbach Lehrgänge in CNC-Technik an. Global denken, regional handeln, lokal reagieren: Unter dieser Prämisse wird auch die Informationstechnologie (IT) im Kreis vorangetrieben. Mittlerweile beleben mehr als 700 Firmen der Betriebsgröße bis 49 Mitarbeiter die oberbergische IT-Szene. Um das Potenzial und Know-how der Unternehmen auszuschöpfen, wurde zudem das „IT-Forum Oberberg“ gegründet – als Plattform, auf der regionale Anbieter und Anwender sich begegnen, kennen lernen und möglicherweise miteinander ins Geschäft kommen können.

Beim IT-Forum ziehen nicht nur IHK, die Berufskollegs des Kreises und Unternehmen am selben Strang, sondern auch die Gummersbacher Abteilung der Fachhochschule Köln (FH) trägt ihren Teil bei – als Innovationsmotor für die Region. Elektrotechnik, Maschinenbau, Ingenieurwissenschaften gehören zum Studienangebot der FH.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf verschiedenen Informatik-Studiengängen wie etwa Medien- und Wirtschaftsinformatik. Die Transferstelle der FH bietet zudem die Möglichkeit eines intensiven Wissensaustauschs zwischen Hochschule, Unternehmen, Verwaltung und Verbänden.

Außerdem besteht die Möglichkeit, gemeinsame Projekte von Wirtschaft und Forschung zu realisieren und Professoren als Berater zu vermitteln. Darüber hinaus bereitet die FH Studierende auf eine mögliche Existenzgründung vor – eine wichtige Aufgabe im Oberbergischen, wo es kaum Abwanderungen oder Konkurse gibt, aber auch relativ wenige Neugründungen von Unternehmen.

Logo des GTC - Gummersbacher TechnologieCentrum Federführend agiert in diesem Bereich das 1996 eröffnete Gründer- und TechnologieCentrum Gummersbach (GTC). Von hier aus werden Impulse gegeben und der Strukturwandel vorangetrieben: Seit der Einweihung des GTC hatten 51 Firmen dort ihr Domizil; über 260 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Und im Landesvergleich steht das Centrum glänzend da, nicht nur was die Auslastung der Raumkapazitäten angeht. Denn die Existenzgründer- und Technologiequote liegt inzwischen weit über dem Durchschnitt ähnlicher Zentren in NRW. Die Gründer machen 91 Prozent der Mieter aus, technologieorientierte Firmen kommen auf 93 Prozent.

Entsprechend stufte das NRW-Technologieministerium das Gummersbacher GTC unter ca. 90 Gründer- und Technologie-Zentren in die kleine Gruppe der qualifizierten Technologiezentren ein – nur insgesamt zehn Zentren zählen dazu. Darüber hinaus arbeiten FH und GTC in Sachen Multimedia zusammen – seit 1999 gibt es den Lehrstuhl für Multimedia an der FH, eine Stiftungsprofessur der Kreissparkasse Köln.

Das Luftbildfoto zeigt die Aggertalsperre mit der Staumauer im VordergrundZusätzliche Wachstumschancen bestehen nicht nur in der Wirtschaft, sondern ebenfalls im Bereich Tourismus. Im Vergleich zu anderen Kreisen besitzt das Oberbergische zwar eine überdurchschnittliche Zahl an Fremdenbetten und Gästeübernachtungen. Doch liegt angesichts der zahlreichen kulturellen und Freizeitangebote Potenzial brach, vor allem was den Kurzurlaub angeht. Auch unter diesem Gesichtspunkt gibt es Bestrebungen, die Verkehrserschließung des Kreises zu verbessern, vor allem mit Hilfe der Eisenbahn. Derzeit gibt es nur eine regelmäßige Regionalbahnverbindung auf der Strecke Köln-Gummersbach. Seit dem 20.04.2003 ist diese Verbindung bis nach Marienheide verlängert worden.

Doch Überlegungen gehen dahin, die in den 80er-Jahren stillgelegte Strecke von der Kreisstadt bis Lüdenscheid-Brügge wieder in Betrieb zu nehmen – und damit Verbindungen nach Hagen und Dortmund samt den entsprechenden Fernverbindungen zu schaffen.

Logo der OVAG (Oberbergische Verkehrsgesellschaft AG)Den gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr auf der Straße bestreiten die Oberbergische Verkehrsgesellschaft AG (OVAG), ein Unternehmen von Kreis und Stadt Gummersbach, Logo der RVK (Gesellschaft Regionalverkehr Köln)

sowie die Gesellschaft Regionalverkehr Köln (RVK).

Insgesamt unterhalten sie 55 Buslinien mit einer Streckenlänge von zusammen fast 1.200 Kilometern.

Auch im Bildungswesen wartet der Kreis mit überzeugenden Zahlen auf: Als Träger betreibt er drei Berufskollegs und sechs Förderschulen. Bis zur Hochschulreife können die Schüler an elf Gymnasien und vier Gesamtschulen gelangen. Und mit einer Kreis- und Stadtbücherei, 21 Stadt- und Gemeindebüchereien sowie weiteren Büchereien der Kirchen verfügt das Oberbergische über eine ausgedehnte Bibliothekenlandschaft.

Gleiches gilt für das sportliche Leben im Kreis – allen voran der VfL Gummersbach. Der deutsche Rekordmeister im Hallenhandball reicht zwar derzeit nicht an frühere sportliche Erfolge heran, füllt aber als Publikumsmagnet bei Heimspielen selbst die LanxessArena.

Zur umfangreichen Infrastruktur an Sporthallen und -plätzen, Hallen- und Freibädern gehört auch eine Eislaufhalle in der Stadt Wiehl. Das 1976 eröffnete Zentrum mit angegliedertem Freibad galt in den 70er-Jahren als Forschungsprojekt ersten Ranges – es war eines der ersten Großvorhaben zur Nutzung der Solarenergie. Sonnenkollektoren bedecken bis heute das Dach und liefern erneuerbare Energie.

In Sachen Gesundheitsversorgung bietet der Oberbergische Kreis mit zwei Kreiskrankenhäusern (in Gummersbach und Waldbröl), die im Rang akademischer Lehrkrankenhäuser stehen, erstklassige Angebote. Das Foto zeigt eine Ansicht des Kreiskrankenhauses in WaldbrölZusätzlich unterhalten freie Träger vier weitere Krankenhäuser mit unterschiedlichen medizinischen Schwerpunkten. Die Zeit der kleinen kommunalen Hospitale allerdings ist auch hier vorbei – obwohl in einigen Gemeinden vehement darum gekämpft wurde, vor allem im Vorfeld und nach der kommunalen Neugliederung 1975.

Nachdem der Kreis um die Gemeinden Engelskirchen, Lindlar und Wipperfürth aus dem Rheinisch-Bergischen sowie Hückeswagen und Radevormwald aus dem Rhein-Wupper-Kreis erweitert worden war, gab es einen beträchtlichen Überhang an Krankenhausbetten.

Nicht das einzige Problem im Zuge der Gebietsreform, vor allem was die Integration der „neuen Gemeinden“ in den alten Kreis anging – bis heute ein lebendiges Thema.

Ab und an flammen auch alte Rivalitäten zwischen Nord und Süd des ursprünglichen Kreisgebietes auf. Denn 1932 waren die Kreise Waldbröl und Gummersbach zum Oberbergischen Kreis zusammengelegt und Gummersbach zur Kreisstadt erklärt worden.

Eine Entscheidung, die in Waldbröl auf heftige Kritik stieß, auch vor dem Hintergrund, dass der Kreis Gummersbach erst 1825 durch die Zusammenlegung der Kreise Gimborn und Homburg entstanden war, während der Kreis Waldbröl bereits lange vorher existierte. Letztlich siegt heute aber doch das gemeinsame Ziel, den Kreis insgesamt voranzubringen.

Das politische Kräfteverhältnis im Kreistag wurde durch die Reform von 1975 ebenfalls verändert:

Hatte bis dahin fast durchweg die SPD die stärkste Fraktion gestellt, dominierten nun die Christdemokraten – die allerdings nach Kriesgsende fast durchgehend mit Unterstützung der FDP den oberbergischen Landrat stellen konnten.
Grafik mit der Sitzverteilung im Kreistag nach der Wahl am 30.08.2009 

Bei der Kreistagswahl 2009 errang

  • die CDU 44,33 %,
  • die SPD kam auf 25,61 %, 
  • die Grünen auf 9,34 %, 
  • die FDP auf 10,99 %,
  • die UWG mit 3,79 %,
  • die FWO mit 0,76 %,
  • die ödp 0,18 %,
  • pro NRW 1,82 % und
  • DIE LINKE 3,19 % Stimmenanteil.

Doch trotz parteipolitischer Unterschiede gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten, was die Ziele für den Kreis angeht, vor allem Arbeitsplätze sichern und schaffen sowie Verkehrsverbindungen verbessern. Der Spagat dabei: die Schönheit der Landschaft bewahren, ohne der Wirtschaft und dem Wohnungsbau große Hindernisse in den Weg zu stellen.

Außerdem gilt es, trotz knapper Kassen das kulturelle Leben zu stützen. Denn für eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung sind nicht nur Flächen zur Gewerbeansiedlung, qualifizierte Arbeitskräfte und genügend Wohnungen nötig. Immer wieder wird auf die Wichtigkeit der „weichen Standortfaktoren“ hingewiesen.

Der Oberbergische Kreis selbst trägt seinen Teil dazu bei. Beneidenswerte finanzielle Spielräume für die oberbergische Kulturarbeit ergeben sich dabei vor allem durch die Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, die Anfang der 80er Jahre bei der Sparkassen-Neuordnung eingerichtet worden.

Die Abbildung zeigt ein steinerndes Tor, eine Pforte, auf dem Gelände von Schloss Homburg in der Gemeinde NümbrechtAus Mittel dieser Stiftung entstand beispielsweise die Oberbergische Kunstsammlung, die die Bildende Kunst im Kreis dokumentieren und fördern soll. Rund 70 Gemälde und neun Plastiken sind im Gummersbacher Kreishaus in einer Dauerausstellung zu sehen. Darunter befinden sich Werke so renommierter Künstler wie Bruno Goller, Jürgen Partenheimer und Ernst Wille. Diese Sammlung wird ständig durch Neuankäufe ergänzt.

Wichtige Impulse für das kulturelle Leben gibt die Stiftung ferner durch die Förderung junger oberbergischer Musiker und der lebendigen Theaterszene.

Und in der Literatur geht der Kreis gemeinsam mit dem Erftkreis (seit 01.11.2003 Rhein-Erft-Kreis) und dem Rheinisch-Bergischen Kreis neue Wege: Erstmals standen in der ersten Jahreshälfte 2002 „LiteraturKreise“ auf dem Programm, mit Lesungen von Harry Potter bis Alice Schwarzer – die übrigens in einem alten oberbergischen Fachwerkhaus lebt.

Das Oberbergische ist eben doch mehr als nur das Land aus der Bierwerbung.

 



Letzte Änderung: 15. Januar 2010